Was ist psychoanalytische Paartherapie?
Die psychoanalytische Paartherapie ist ein therapeutischer Ansatz, der auf den Prinzipien und Techniken der Psychoanalyse basiert und sich speziell auf die bewussten und unbewussten Dynamiken innerhalb einer Paarbeziehung (Dyade) konzentriert. Ziel dieser Therapieform ist es, unbewusste Konflikte, emotionale Verletzungen und wiederkehrende Beziehungsmuster zu erkennen und zu bearbeiten, die die Paarbeziehung belasten können.
Theoretische Grundlagen
Die psychoanalytische Paartherapie basiert heute stark auf der Objektbeziehungstheorie und betont daher die Bedeutung früherer Beziehungserfahrungen und deren Einfluss auf gegenwärtige zwischenmenschliche Interaktionen. Melanie Klein, eine Pionierin der Objektbeziehungstheorie, betonte, dass „frühe emotionale Erfahrungen und unbewusste Fantasien eine zentrale Rolle in der Entwicklung der Persönlichkeit und der späteren Beziehungen spielen“ (Klein, 1957).
Methodik
Die Methode der psychoanalytischen Paartherapie umfasst tiefenpsychologische Gespräche, in denen beide Partner ihre Gefühle, Gedanken und Erinnerungen frei assoziieren können. Der Therapeut dient als Vermittler und hilft den Partnern, unbewusste Inhalte zu erkennen und zu verstehen. Ziel ist es, die inneren Konflikte, die sich in der Beziehung manifestieren, bewusst zu machen, in der Analysestunde und auch in der Beziehung zur/m Analytiker:in zu erleben und so im Hier und Jetzt zu bearbeiten.
Ein zentrales Konzept in der psychoanalytischen Paartherapie ist die Übertragung und Gegenübertragung bzw. das Konzept der projektiven Identifizierung. Wie in der individuellen Psychoanalyse können auch in der psychoanalytischen Paartherapie frühere Beziehungsmuster auf den Partner und den/die Analytiker:in übertragen werden bzw. Selbst- und Objektanteile in den jew. anderen projiziert werden. Der/die Analytiker:in hilft den Partnern, diese Projektionen zu erkennen die Notwendigkeit dieser Projektionen zu verstehen, um destruktive Interaktionsmuster zu durchbrechen und reparative Kommunikation zu fördern.
Anwendung und Nutzen
Psychoanalytische Paartherapie wird bei einer Vielzahl von Beziehungsproblemen eingesetzt, darunter chronische Konflikte, Kommunikationsschwierigkeiten, sexuelle Probleme und das Wiederaufleben von Traumata innerhalb der Beziehung. All diese Aspekte tragen als psychische Belastungen zu psychischen Erkrankungen bei und/oder sind davon bedingt. Der Fokus der Behandlung auf die tieferliegenden, unbewussten Ursachen von Konflikten ermöglicht es den Partnern, nachhaltige Veränderungen in ihrer Beziehung und im Umgang mit psychischen Erkrankungen als einer gemeinsamen Aufgabe, zu erzielen.
Die Entdeckung und Bearbeitung unbewusster Dynamiken und Abwehrmechanismen hilft den Paaren in der Regel, tief verwurzelte Konflikte zu lösen und eine erfüllendere Beziehung zu führen (Scharff & Scharff, 2005).
Klein, M. (1957). Envy and Gratitude. Tavistock Publications.
Scharff, D. E., & Scharff, J. S. (2005). Object Relations Couple Therapy. Jason Aronson.